Rotkraut Hausrezept
Ich weiß es noch wie heute!
Ich war in der 5. Klasse.
Für den nächsten Nachmittag verabredete ich mich mit meiner damals besten Schulfreundin. Da mein Schulweg sehr weit war, lud sie mich ein, bereits nach der Schule mit zu ihr zu kommen. Ihre Mutter ließ fragen, was ich gerne essen würde.
"... irgendwas mit Rotkraut", antwortete ich erfreut.
Es gab Bratwurst mit Kartoffelbrei und wahrhaftig Rotkraut - aber ganz glücklich machte mich das nicht, schmeckte es doch irgendwie anders als zuhause, nicht schlecht, aber anders.
...
Die Liebe zum Rotkraut hat bis heute Bestand und hat sich auch vererbt - abgesehen vom Sohn, der mag's nicht.
Ich mach es noch wie früher meine Mutter, aus der Dose muss es sein, aber einer ganz bestimmten - vorne "männliches Pferd" und hinten "Berg" - und dann wird es nur noch verfeinert.
Vor einiger Zeit kam ich mal auf die Idee, das Rotkraut selbst zu machen, also aus frischem Kraut. War recht aufwendig, erst recht fein hobeln, dann sehr lange garen, es hat etwas gedauert bis der Geschmack mir passte.
Stolz präsentierte ich mein Tagewerk ...
... der vorsichtige Kommentar meiner Rotkrautliebhaber: "Ja, nicht schlecht, halt anders!"
Und mir fiel es wie Schuppen von den Augen!
Ich kannte den Geschmack ... aus der 5. Klasse!
Liebe Frau Dingeldein,
40 Jahre später möchte ich mich herzlich dafür entschuldigen, Ihnen durch einen unbedachten Wunsch so viel Mühe gemacht zu haben, ohne es adäquat zu würdigen!
Seitdem denke ich jedesmal beim Rotkraut kochen an die Mutter meiner damals besten Freundin.
Hier gibt es jetzt aber das Familienrezept - aus der Dose:
4 Portionen
600 g Rotkraut aus der Dose
1 Zwiebel
1/2 Apfel
1/2 EL Butter
Schuß Rotweinessig
1 Lorbeerblatt
100 ml süße Sahne
Salz und Pfeffer
Den Apfel schälen, entkernen und halbieren.
Die eine Hälfte aufessen, die andere in Spalten und dann in kleine Scheibchen schneiden.
Die Zwiebel fein würfeln.
Butter in einem Topf zerlaufen lassen, Zwiebel und Apfel darin andünsten.
Das Rotkraut dazugeben und auflockern.
Den Rotweinessig und das Lorbeerblatt unterrühren.
Mit Deckel mindestens 1/2 Stunde leicht köcheln lassen, ab und zu umrühren.
Ich lass es manchmal über 1 Stunde köcheln, um so länger, um so besser.
Dann die Sahne angießen und mit etwas Salz und frischem Pfeffer abschmecken.
Je nach Geschmack eventuell noch etwas Essig dazu geben.
Noch besser schmeckt es aufgewärmt am nächsten Tag!
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